MS-Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapie der Multiplen Sklerose (MS) wird für jede:n Patient:in individuell festgelegt, da persönliche Lebenssituationen sowie der Krankheitsverlauf berücksichtigt werden. Ein akuter MS-Schub ist ein Notfall, der unverzüglich einer Behandlung bedarf. Für die Langzeittherapie der MS steht eine Vielzahl von krankheitsmodifizierenden Medikamenten zur Verfügung. Ziel dieser Therapie ist es, die Krankheitsaktivität zu reduzieren und ein Fortschreiten zu verlangsamen, sodass der progrediente Verlauf möglichst lange verhindert bzw. hinausgezögert wird. Wichtig dabei zu verstehen ist, dass kaputtes und verlorenes Gewebe des Gerhins und/oder Rückenmarks nicht mehr repariert oder wiederhergestellt werden kann. Zusätzlich können einzelne Symptome eine spezifische Behandlung erforderlich machen. Hierbei können Physiotherapie, Ergotherapie sowie Logopädie hilfreich sein.

Schubbehandlung bei MS

Bei einem MS-Schub treten neurologische Symptome wie Sehstörungen oder Lähmungserscheinungen meist plötzlich innerhalb von Stunden bis Tagen auf und halten länger als 24 Stunden an. Das können ganz neue Anzeichen für MS sein oder bereits bestehende MS-Symptome, die sich weiter verschlechtern. Mithilfe verschiedener klinischer Kriterien stellt Ihr:e Neurolog:in in der Regel schnell die Diagnose und beginnt, den MS-Schub zu behandeln.

Die Behandlung eines akuten MS-Schubs kann mit Kortikosteroiden als tägliche Infusion für drei bis fünf Tage, eventuell gefolgt von einer abnehmenden Dosis oraler Kortikosteroide, erfolgen. Die Anwendung von hochdosiertem Kortison führt üblicherweise zu einer Rückbildung der Entzündungsreaktionen und der Symptome, hat jedoch keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf.

Eine zweite Möglichkeit der akuten Therapie ist die Plasmapherese. Dies ist ein Verfahren, bei dem Blutplasma von den Blutzellen ausserhalb des Körpers getrennt wird. Bei einem klinisch schweren Schub, der nicht ausreichend auf Kortikosteroid-Therapien anspricht, kommt eine zusätzliche Behandlung mit Plasmapherese infrage. Für eine Plasmapherese müssen Sie sich ins Krankenhaus begeben.

Krankheitsmodifizierende Therapien (DMT)

Die verlaufsmodifizierende MS-Therapie nimmt dauerhaft positiven Einfluss auf Ihren Krankheitsverlauf. Sie kann die Schubhäufigkeit und die Schwere der Schübe bei MS vermindern. Gleichzeitig wirkt sie damit einer schnellen Zunahme von Beeinträchtigungen entgegen.

In den vergangenen Jahren hat sich das Spektrum an krankheitsmodifizierenden Therapien (Disease-Modifying Therapies – DMTs) kontinuierlich erweitert, und es steht eine Vielzahl von Optionen in Form von Pens, Tabletten, Kapseln, Spritzen oder Infusionen zur Verfügung.

Heute zielt die Therapie mehrheitlich darauf ab, die Krankheitsaktivität schon in der Anfangsphase mit einer verlaufsmodifizierenden MS-Therapie unter Kontrolle zu halten und damit den Krankheitsfortschritt zu verzögern. Ein früher Start mit einer krankheitsmodifizierenden Therapie kann den Verlauf der MS positiv beeinflussen und eine zukünftige Behinderung reduzieren.

Symptomatische Therapie

Im Laufe der Erkankung können immer wieder verschiedene Symptome auftreten, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein und somit das Leben des:der Patient:in stark beeinflussen können. Je nach individueller Situation können bestimmte Massnahmen ergriffen werden. Im Allgemeinen helfen Sport, Bewegungstraining und Physiotherapie gegen zahlreiche Symptome und tragen zu einer Verbesserung der Lebensqualität, der Beweglichkeit und Stimmung bei.

Eine verkrampfte und versteifte Muskulatur lässt sich zusätzlich zu einer frühzeitigen Physiotherapie auch durch die Einnahme von Muskelrelaxanzien lockern. Physio- und Ergotherapie helfen auch gegen Tremor, der ebenso medikamentös behandelt werden kann. Eine Schmerztherapie ist auch bei chronischen Schmerzen möglich, sollte jedoch individuell auf den:die Patient:in zugeschnitten sein.

Eine Beeinträchtigung der Harnblase und des Darmsystems äussert sich durch Blasenfunktionsstörungen wie Harndrang oder Inkontinenz und sollte von einem Facharzt für Urologie beurteilt werden. Für urologische Begleiterkrankungen können spezifische Behandlungen notwendig werden, um Nierenschäden zu vermeiden. 
Ein Beckenbodentraining kann ebenfalls sinnvoll sein.

Um die Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit zu verzögern, gibt es eine Vielzahl von Gedächtnis- und Konzentrationsübungen. Aufgrund der grossen Bandbreite sollten geeignete Übungen ausgesucht und mit dem:der Ärzt:in besprochen werden.

Weitere Symptome wie Fatigue, sexuelle Dysfunktion oder Stimmungsschwankungen können ebenfalls während des Krankheitsverlaufs auftreten. Daher ist eine frühzeitige psychologische und psychiatrische Betreuung ratsam, um mögliche Depressionen früh zu erkennen und handeln zu können.

Wissen bringt weiter

Wissen bringt weiter

SPMS erkennen

SPMS erkennen

Schweizerische Multiple Sklerose Gesellschaft, https://www.multiplesklerose.ch/de/ (zuletzt abgerufen 26.04.2024)

Neurologen und Psychiater im Netz über Multiple Sklerose (MS), https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/multiple-sklerose-ms (zuletzt abgerufen 26.04.2024)

AMSEL e. V., Deutscher Verband für MS-Betroffene, www.amsel.de (zuletzt abgerufen 26.04.2024)

National Institute of Neurological Disorders and Stroke, https://www.ninds.nih.gov/Disorders/Patient-Caregiver-Education/Hope-Through-Research/Multiple-Sclerosis-Hope-Through-Research#whatisMS (in Englisch, zuletzt abgerufen 26.04.2024)

MS Trust, https://mstrust.org.uk/ (in Englisch, zuletzt abgerufen 26.04.2024)

Atlas of MS 3rd edition MS International Federation, https://www.msif.org/wp-content/uploads/2021/05/Atlas-3rd-Edition-clinical-managementreport-EN-5-5-21.pdf (auf Englisch, zuletzt abgerufen am 11.07.2024)