Knochenmetastasen treten bei Brustkrebserkrankungen häufig auf: Bei rund 75 Prozent der Patientinnen werden sie festgestellt, wenn die Krankheit weiter voranschreitet. Häufig machen sich diese Metastasen zuerst durch Knochenschmerzen bemerkbar. Die Behandlungsziele liegen daher in der Schmerzlinderung sowie dem Erhalt der Stabilität der Knochen und der Rückbildung der Metastasen.
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Ähnlich wie bei anderen Metastasen entstehen Knochenmetastasen dadurch, dass sich Zellen des Brustkrebses vom ursprünglichen Tumor ablösen und über Blut- oder Lymphbahnen im Körper verbreiten. Da das Knochengewebe stark durchblutet ist, haben die Tumorzellen dort vergleichsweise gute Voraussetzungen, um sich anzusiedeln und Metastasen auszubilden. Etwa die Hälfte aller Knochenmetastasen tritt im unteren Abschnitt der Wirbelsäule auf. Doch auch Knochen im Becken, in den Oberschenkeln oder in den Armen können betroffen sein.
Wenn sich eine Metastase im Knochen bildet, setzt sie bestimmte Botenstoffe frei, die entweder den Abbau oder den Aufbau von Knochenmasse beeinflussen. Dabei werden die sogenannten Osteoklasten zu verstärktem Arbeiten angeregt. Dabei handelt es sich um Zellen, die für den Abbau von Knochenmaterial verantwortlich sind. In einigen Fällen fördern Metastasen aber auch die Aktivität der sogenannten Osteoblasten. Das sind Zellen, die neue Knochenmasse aufbauen. Eine mögliche Folge: Knochensubstanz entsteht auf unkontrollierte Weise – mitunter an Stellen, an denen sie nicht hingehört.
Durch den Abbau von Knochensubstanz werden wiederum Stoffe freigesetzt, die das Wachstum der Tumorzellen und in der Folge auch die Bildung neuer Metastasen fördern. Ein Teufelskreis entsteht, den es durch gezielte medikamentöse Therapieansätze zu durchbrechen gilt.
Checkliste – gut vorbereitet für den Arztbesuch
Bei einem Arztgespräch gibt es vieles zu beachten. Damit Sie keine wichtigen Fragen vergessen, haben wir eine hilfreiche Übersicht zusammengestellt. Sie enthält wesentliche Fragen zu allen Phasen – von der Diagnose über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten bis zur anschliessenden Nachsorge. Mit der Checkliste sind Sie optimal auf Ihr nächstes Arztgespräch vorbereitet.

Knochenschmerzen – das häufigste Anzeichen von Metastasen
Knochenmetastasen werden häufig erst spät entdeckt, da sie zunächst keine Beschwerden verursachen. Oftmals werden sie erst wahrgenommen, wenn Schmerzen auftreten.
Sollten Sie Schmerzen in den Knochen verspüren, zögern Sie nicht, unverzüglich Kontakt zu Ihrem medizinischen Behandlungsteam aufzunehmen. Eine frühzeitige Diagnose von Knochenmetastasen ermöglicht einen zeitnahen Start der entsprechenden Therapie!
Falls Sie Schmerzen in den Knochen verspüren, bedeutet das jedoch nicht automatisch, dass Metastasen die Ursache sind. Möglicherweise liegt auch eine andere Erkrankung des Knochens vor. Eine gründliche Untersuchung verschafft Ihnen Klarheit und zeigt mögliche Behandlungsoptionen auf.
Schmerzen treten dann auf, wenn die nervenreiche Knochenhaut durch Metastasen angegriffen wird. Zudem können auch Entzündungsprozesse, die durch die Zerstörung der Knochensubstanz entstehen, zu Schmerzen führen.
Schmerzempfindungen treten nicht zwangsläufig dort auf, wo der Knochen beschädigt ist. Die Schmerzen können sich auch in verschiedene Körperregionen ausbreiten, beispielsweise in den Nacken- und Schulterbereich, den Rücken oder die Hüfte.
Weitere mögliche Anzeichen:
- Frakturen: Wenn die Metastasen die Knochenstruktur zunehmend zersetzen, kann dies zu Knochenbrüchen bei alltäglichen Belastungen führen.
- Taubheitsgefühle, Bewegungseinschränkungen, Probleme bei der Blasenentleerung: Diese Beschwerden können entstehen, wenn Metastasen im unteren Bereich der Wirbelsäule die Nerven einengen.
- Verstärktes Verlangen nach Flüssigkeit, vermehrtes Urinieren, Erschöpfung, Herzrhythmusstörungen: Diese Anzeichen können auf eine erhöhte Kalziumkonzentration im Blut hindeuten, medizinisch als Hyperkalzämie bezeichnet. Die Ursache ist der vermehrte Abbau von Knochengewebe als Folge von Metastasen.

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Methoden zur Diagnostik von Knochenmetastasen
Bei Brustkrebspatientinnen mit niedrigem Rückfallrisiko wird bisher kein standardmässiges Bildgebungsverfahren zur Erkennung von Knochenmetastasen durchgeführt. Der Grund: Wissenschaftliche Studien konnten bislang keinen positiven Einfluss dieser regelmässigen Kontrolluntersuchungen auf die Überlebenszeit der Patientinnen belegen.
Wenn jedoch Anzeichen wie beispielsweise Schmerzen in den Knochen auftreten, leitet das Behandlungsteam entsprechende diagnostische Massnahmen ein. Mithilfe bildgebender Verfahren wird eine vollständige Untersuchung des Skeletts auf mögliche Metastasen durchgeführt. Zusätzlich erfolgt eine Kontrolle anderer Organe, um eventuelle weitere Metastasen ausfindig zu machen.
Szintigrafie des Skeletts
Bei der Suche nach Knochenmetastasen wird in der Regel zuerst eine Skelettszintigrafie durchgeführt. Diese Methode eignet sich hervorragend zum Nachweis von Metastasen, die neue Knochensubstanz bilden. Dabei wird der Patientin ein radioaktiver Marker gespritzt, dessen Struktur dem Kalzium ähnelt. Dieser Marker reichert sich bevorzugt in Knochenbereichen an, in denen vermehrt Umbauaktivitäten stattfinden. Auffällig dunkle Bereiche können dabei auf das Vorhandensein von Metastasen hindeuten.
Weil im Szintigramm auch andere Knochenerkrankungen sichtbar werden können, folgen üblicherweise ergänzende bildgebende Verfahren. Dazu gehören klassische Röntgenaufnahmen, CT-Untersuchungen oder MRT-Scans.

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Bei Patientinnen mit Knochenmetastasen steht bei der Therapie im Vordergrund, dass Schmerzen gelindert oder verhindert werden, dass das Risiko von Knochenbrüchen minimiert wird und dass die weitere Ausbreitung der Metastasen eingedämmt wird. Auch wenn eine vollständige Heilung der Knochenmetastasen nur in Ausnahmefällen möglich ist, lassen sich die auftretenden Begleiterscheinungen oftmals erfolgreich behandeln.
Therapie mit Bisphosphonaten und RANKL-Hemmern
Um Komplikationen, die den Knochen betreffen, zu reduzieren oder zu verhindern, kommen Arzneimittel wie RANKL-Hemmer und Bisphosphonate zum Einsatz.
Bisphosphonate
Diese Wirkstoffe lagern sich im Knochengewebe ab und beeinflussen dort den Stoffwechsel. Dadurch wird die knochenabbauende Aktivität der Osteoklasten gehemmt. Indirekt reduzieren die Bisphosphonate damit auch Schmerzen im Knochengewebe.
Die Verabreichung von Bisphosphonaten erfolgt als Infusion oder in Tablettenform. Die Verträglichkeit dieser Medikamentengruppe ist generell gut. Je nach Darreichungsform und Höhe der Dosis können unterschiedliche Nebenwirkungen auftreten.
RANKL-Hemmer
Bei diesem Medikament handelt es sich um einen Antikörper (ein Eiweiss), der den Knochenstoffwechsel beeinflusst. Der Antikörper bindet an RANKL – einen körpereigenen Botenstoff – und macht diesen dadurch unwirksam. Normalerweise sorgt RANKL indirekt dafür, dass Knochenmasse abgebaut wird. Durch die Blockade des Botenstoffes lässt sich der metastasenbedingte Knochenverlust aufhalten. Das Medikament wird unter die Haut gespritzt. Für einige Frauen empfehlen Fachleute Bisphosphonate oder RANKL-Hemmer als unterstützende Therapie bei Brustkrebs, da die Behandlung in bestimmten Fällen den Krankheitsverlauf verbessern kann.

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Knochenschwund vermeiden
Die Antihormontherapie bei Brustkrebs führt zu einer verminderten Produktion von Östrogen im Körper. Als mögliche Folge des Östrogenmangel kann eine Osteoporose (Knochenschwund) entstehen. Diese geht mit einer Verringerung der Knochenmasse einher, wodurch das Risiko für Brüche steigt und Schmerzen auftreten können. Fachleute raten daher Patientinnen, die sich dieser Behandlungsform unterziehen, zu einer Überprüfung der Knochendichte. Zeigen die Messungen kritische Werte oder besteht ein erhöhtes Risiko für Brüche, wird eine vorbeugende Therapie mit Medikamenten wie Bisphosphonaten oder RANKL-Hemmern empfohlen. Verglichen mit der Therapie von Knochenmetastasen kommt hier jedoch eine deutlich niedrigere Dosis zum Einsatz.
Lokale Behandlungsformen
Radiotherapie
Die Bestrahlung nimmt unter den lokalen Behandlungsformen gegen Metastasen eine zentrale Rolle ein. Medizinerinnen und Mediziner unterscheiden dabei zwischen Bestrahlung von aussen und von innen. Die Radiotherapie von aussen kommt hauptsächlich bei einzelnen, räumlich begrenzten Knochenmetastasen zum Einsatz. Bei mehreren Metastasen wird hingegen die Bestrahlung von innen bevorzugt. Sie ist auch als Radionuklidtherapie bekannt.
Beide Bestrahlungsarten verfolgen folgende wesentliche Ziele:
- Reduzierung von Schmerzen.
- Vernichtung von Krebszellen.
- Vorbeugung von Knochenbrüchen.
- Steigerung der Beweglichkeit und Funktionalität der betroffenen Knochen.

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Operation
Unter gewissen Bedingungen besteht durchaus die Option, vereinzelte Metastasen operativ aus dem Knochengewebe herauszulösen und die Stelle anschliessend zu bestrahlen. Solche chirurgischen Behandlungen werden bei Knochenmetastasen hauptsächlich dann durchgeführt, wenn eine Fraktur der Wirbel unmittelbar bevorsteht oder sich bereits ereignet hat. In solchen Fällen können die Brüche mit zementähnlichem Material oder Silikon gefüllt und damit die Wirbelsäule stabilisiert sowie Schmerzen gelindert werden.
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Quellen
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Stiftung Deutsche Krebshilfe: Patientinnenleitlinie: Metastasierter Brustkrebs. https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Patientenleitlinien/Metastasierter-Brustkrebs_Patientenleitlinie_DeutscheKrebshilfe.pdf (zuletzt abgerufen am 10.12.2024).
- Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) e. V.: Brustkrebs: Patientenratgeber zu den AGO-Empfehlungen. https://www.ago-online.de/fileadmin/E-PDF_AGO_2024_Patientenratgeber_Brustkrebs_24072024.pdf (zuletzt abgerufen am 10.12.2024).
- Deutsche Krebsgesellschaft: Knochenmetastasen: Wie lassen sie sich behandeln? https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/nebenwirkungen-der-therapie/knochenmetastasen.html (zuletzt abgerufen am 10.12.2024).
- Krebsinformationsdienst: Knochenmetastasen bei Krebs. https://www.krebsinformationsdienst.de/knochenmetastasen (zuletzt abgerufen am 10.12.2024).
- Mamma Mia! Metastasierter Brustkrebs. https://mammamia-online.de/brustkrebs/metastasierter-brustkrebs/ (zuletzt abgerufen am 10.12.2024).