Körperliche Aktivität bei Brustkrebs erscheint zunächst überraschend. Viele Menschen verbinden eine Krebserkrankung automatisch mit Bettruhe und Schonung. Verständlicherweise stellen sich Betroffene die Frage, ob zusätzliche körperliche Belastungen während der Therapie oder nach einer Operation sinnvoll oder gar erlaubt sind. Eine allgemeingültige Antwort auf diese Fragen gibt es nicht. Allerdings herrscht in der Medizin weitgehend Einigkeit darüber, dass körperliche Betätigung bei Brustkrebs überwiegend positive Effekte hat. Selbstverständlich ist dabei die individuelle Belastbarkeit zu berücksichtigen.

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Eine Frau in Sportklamotten stützt ihre Hände auf den Oberschenkeln ab.
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Die positiven Effekte von körperlicher Aktivität sind vielfältig – ganz gleich, ob es sich um intensive Sportarten wie Marathon oder gemütliche Spaziergänge handelt. Sport und Bewegung können zudem helfen, die Folgen von Krankheiten oder deren Behandlung zu reduzieren oder ihnen vorzubeugen:

  • Aktivitäten im Freien steigern die Durchblutung und damit auch die Sauerstoffversorgung des Körpers. Dies kann besonders für Brustkrebspatientinnen hilfreich sein, die auch nach der Behandlung häufig unter Erschöpfungszuständen und Müdigkeit leiden.
  • Eine Physiotherapeutin oder ein Physiotherapeut kann spezielle Übungen anleiten, die den Lymphfluss im operierten Bereich verbessern und so möglicherweise ein Lymphödem verhindern.
  • Körperliche Betätigung, besonders Krafttraining, festigt die Knochensubstanz. Das wirkt auch der Entstehung von Osteoporose (Knochenschwund) entgegen.
  • Sport und Bewegung haben einen langanhaltend positiven Einfluss auf das psychische Wohlbefinden.
  • Durch regelmässige körperliche Aktivität lassen sich der Blutdruck sowie die Cholesterin- und Blutzuckerwerte reduzieren.
  • Bewegung stimuliert die Verdauungsfunktion und den Appetit, auch die Schlafqualität kann sich verbessern.
  • Regelmässige körperliche Aktivität stärkt die Muskeln und erhält die Beweglichkeit, wodurch sich beispielsweise Rückenbeschwerden und Verspannungen vermeiden lassen.
  • Körperliche Betätigung unterstützt den Energieverbrauch und hilft somit bei der Gewichtskontrolle beziehungsweise beim Abnehmen. Dies ist besonders wichtig für Brustkrebspatientinnen nach der Menopause, da Übergewicht das Rückfallrisiko im Vergleich zu normalgewichtigen Patientinnen erhöht.

Checkliste – gut vorbereitet für den Arztbesuch

Bei einem Arztgespräch gibt es vieles zu beachten. Damit Sie keine wichtigen Fragen vergessen, haben wir eine hilfreiche Übersicht zusammengestellt. Sie enthält wesentliche Fragen zu allen Phasen – von der Diagnose über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten bis zur anschliessenden Nachsorge. Mit der Checkliste sind Sie optimal auf Ihr nächstes Arztgespräch vorbereitet.

Titelblatt der Checkliste für das Arztgespräch

Körperliche Aktivität und sportliche Betätigung haben einen bedeutenden Einfluss auf das psychische Wohlbefinden. Die Ausübung von Sport verbessert nicht nur Ihre Gemütslage, sondern unterstützt Sie auch dabei, wieder in den gewohnten Alltag zurückzufinden und Ihre ursprüngliche Leistungsfähigkeit wiederzuerlangen. Durch sportliche Aktivitäten können Sie selbst aktiv gegen Ihre Erkrankung und deren Auswirkungen ankämpfen und gleichzeitig etwas Gutes für sich tun.

Bewegung und Sport wirken als Ausgleich zur Erkrankung: Während die Krankheit oft dazu führt, dass Sie Ihren Körper als geschwächt, geschädigt oder als Quelle von Beschwerden wahrnehmen, kann regelmässige körperliche Betätigung diese Wahrnehmung positiv beeinflussen. Wenn Sie Ihren Körper in Bewegung erleben, können Sie seine Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer spüren. Dies trägt massgeblich zu einem verbesserten Körperempfinden bei.

Text «Mit Sport können Sie aktiv etwas gegen die Krankheit und ihre Folgen tun – und vor allem etwas für sich selbst».
] Text «Ausmass und Zeitpunkt der körperlichen Aktivität sollten mit der Ärztin/ dem Arzt abgestimmt werden».

Beachten Sie, dass die bisherigen Ausführungen gewisse Einschränkungen haben. Eine genaue Absprache mit dem medizinischen Personal zur Art, zum Umfang und zum Timing der körperlichen Betätigung ist unerlässlich. So ist beispielsweise sportliche Aktivität für Frauen mit Brustkrebs kurz nach operativen Eingriffen meist nicht erlaubt. Allerdings können Patientinnen häufig bereits während des Spitalaufenthalts unter physiotherapeutischer Begleitung erste Bewegungen durchführen.

Zudem gibt es verschiedene Situationen, in denen die Bewegungsempfehlungen besonders geprüft werden müssen. Dazu zählen etwa laufende Chemotherapien und Bestrahlungen, starker Gewichtsverlust, das Vorhandensein von Metastasen in den Knochen und eine schwere Osteoporose.

Insbesondere Frauen, die vor der Brustkrebserkrankung viel Sport getrieben haben, laufen Gefahr, sich zu viel zuzumuten. Wenn Sie körperlich aktiv sein wollen, ist es wichtig, dass Sie mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt besprechen, welche Bewegungsformen für Sie geeignet und empfehlenswert sind.

Regelmässige körperliche Aktivität mag zunächst eine Herausforderung sein, doch Sie werden schnell die positiven Effekte des Trainings spüren. Es steht dabei nicht im Vordergrund, besondere Leistungsziele zu erreichen oder Wettkämpfe zu gewinnen. Vielmehr sollten Sie sich auf ausdauerorientierte Aktivitäten und Krafttraining konzentrieren und riskante Wettkampfsportarten vermeiden.

Wenn Sie bisher nicht viel Sport gemacht haben, empfiehlt sich ein behutsamer Start mit leichten Übungen auf dem Hometrainer oder gemütlichen Wanderungen. Gut geeignet ist auch gleichmässiges, entspanntes Schwimmen. Lassen Sie sich nicht von Unsicherheiten davon abhalten, ins Schwimmbad zu gehen. Speziell für Frauen nach einer Brustoperation gibt es angepasste Badeanzüge, die das unauffällige Tragen einer Brustprothese ermöglichen. Die modernen Prothesen sind mittlerweile so ausgereift, dass sie sich perfekt an unebene Narben anpassen und jede Bewegung mitmachen – somit stehen sie sportlichen Aktivitäten nicht im Weg.

Eine Frau sitzt mit Hanteln in der Hand auf einem Gymnastikball.
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Tipps

  • Beim Schwimmsport sollten Sie das Kraulen vermeiden. Das gilt besonders, wenn in der Achselhöhle Lymphknoten entfernt wurden, da das Kraulen dann den betroffenen Arm zu stark belastet. Tennis zu spielen ist grundsätzlich möglich, ausser, wenn Sie ein Armödem (Flüssigkeitseinlagerungen im Arm) haben. In diesem Fall ist es wichtig, einen Kompressionsstrumpf am Arm zu tragen und abrupte Bewegungen zu unterlassen.
  • Ein häufiger Irrtum ist es, den operierten Arm aufgrund von Schmerzempfindungen nicht zu bewegen. Diese Art der Schonung ist kontraproduktiv. Sie kann nicht nur zu schmerzhaften Verspannungen in der Muskulatur führen: Wenn die Muskelpumpe (Ablauf, der den Rücktransport des Blutes zum Herzen fördert) zu wenig aktiviert wird, verringert sich auch der Gefässabfluss, was die Entstehung von Ödemen sogar begünstigt.

Mehr Informationen zu Bewegung bei Brustkrebs finden Sie in der Broschüre der Krebsliga Schweiz «Bewegung tut gut».

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Eine Frau legt etwas auf eine Glasscheibe, auf der sich eine gefärbte Gewebeprobe befindet.
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Quellen

  1. Deutsche Krebshilfe, Deutsche Krebsgesellschaft e. V.: Bewegung und Sport bei Krebs. https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Bewegung-und-Sport-bei-Krebs_BlaueRatgeber_DeutscheKrebshilfe.pdf (zuletzt abgerufen am 10.12.2024).
  2. Krebsinformationsdienst: Sport und Bewegung bei Krebs. https://www.krebsinformationsdienst.de/alltag-mit-krebs/sport-und-bewegung (zuletzt abgerufen am 10.12.2024).